Kotwasser Probleme bei Pferden –
die Ursachen
Kotwasserprobleme bei Pferden entwickelten sich in den letzten ca. 10 Jahren zu einem Massenphänomen. In nahezu jedem Stall, egal ob groß oder klein, finden sich Pferde mit diesen Problemen. Oftmals ist den Pferdehaltern nicht bewusst, um was genau es sich bei Kotwasser handelt. Und warum diese rasante Entwicklung in dieser kurzen Zeitspanne?
Kotwasser – Toxinen im Übermaß
Kotwasser bedeutet immer das Vorhandensein von Toxinen im Übermaß im Darm, die das Pferd durch das Spülen des Darmes möglichst schnell auszuscheiden versucht. Da aber die Toxinbelastung im Darm dauerhaft vorhanden ist, muss das Pferd beständig spülen, es entwickelt sich eine chronische Kotwasserproblematik. Die Ursachen sind vielschichtig.
Raufutter-/Einstreuqualität
Die Raufutter-/Einstreuqualität (mögliches Vorhandensein von Schimmel) spielt eine entscheidende Rolle. Leider wird es aufgrund des Klimawandels immer schwieriger, Heu entsprechend ausreichend getrocknet einzubringen. Oftmals ist die Zeit für die Heuernte immer mehr durch Regenphasen gekennzeichnet. Es wird insgesamt feuchter und wärmer. Das führt zwangsläufig zu einer wachsenden Schimmelpilzproblematik im Raufutter.
Oft versucht man inzwischen, statt Heu, Heulage zu produzieren, die deutlich geringere Trocknungszeiten benötigt. Es ist aber ungleich schwieriger, eine qualitativ höchstwertige Heulage herzustellen (und eine solche benötigt das Pferd mit seinem hochempfindlichen Stoffwechsel). Schimmelpilzgifte sind hochgradig toxisch für das Pferd, führen immer zu Darmschleimhautentzündungen und zu Toxinbelastungen des Stoffwechsels.
Oft sind nicht nur diese Gifte das Problem, sondern die Schimmelpilze und Hefen siedeln sich direkt in der Darmflora an und produzieren als Folge vor Ort im Darm ihre Gifte. Qualitativ einwandfreies Raufutter/Einstreu ist eine der Hauptsäulen, auf denen Pferdegesundheit ruht. Wenn hier Abstriche gemacht werden (müssen), hat das immer negative Konsequenzen für die (Darm-) Gesundheit des Pferdes.
Die Menge an Getreide/Kraftfutter/Zucker
Die Menge an Getreide/Kraftfutter/Zucker ist sehr oft zu hoch, die unsere Pferde erhalten. Es wird all zu oft eine Menge an Mischfutter empfohlen und gefüttert, die ganz sicher mittel- bis langfristig dem Pferd gesundheitliche Probleme bereiten muss.
Die meisten Pferde benötigen neben ausreichend Raufutter (mind. 1,5 kg bis 2 kg Heu/100 kg Lebendgewicht) und einem guten, bioverfügbaren (!) Komplettmineralfutter meist kein oder sehr wenig Kraftfutter. 3 bis 5 mal die Woche 30 bis 60 Minuten Handarbeit, Spazierenreiten oder Bewegen in der Bahn generieren in aller Regel keinen Zusatzbedarf, der das Füttern von Kraftfutter notwendig oder sinnvoll macht.
Aber auch unsere Sportpferde erhalten in der Regel mindestens 30 bis 50 % zu viel Kraftfutter, leider oft zulasten der Heumengen. Etwas zu füttern, das nicht verbraucht wird, muss zwangsläufig irgendwann Probleme machen, vor allem, wenn es sich um Stoffe wie Getreidestärke, Zucker und synthetische Zusatzstoffe, die das Pferd kaum oder gar nicht verdauen kann, handelt. Weniger ist an dieser Stelle immer mehr!
Das Zuviel an Getreidestärke und Zucker verursacht beim Pferd grundsätzlich einen sauren Magen (Stichwort: Magengeschwüre), aber auch immer einen sauren Dickdarm. Dieser hat normalerweise einen neutralen pH-Wert, in dem die gesunden Darmbakterien ideal gedeihen können. Wenn es hier zu einer ph-Wertverschiebung in den sauren Bereich kommt, wird es zum vermehrten Wachstum von säureliebenden Bakterien/Pilzen kommen, zu Ungunsten gesunder Darmbakterien. Es kommt zu einer Minderverdauung des Futters und weiter zu Fehlgärungen und daher zu Toxinbildung im Darm.
Oftmals werden Toxine auch direkt von diesen problematischen Keimen produziert. Wenn es erstmal zu einer nennenswerten Fehlbesiedelung im Darm gekommen ist, ist dies oft nur schwer wieder behebbar. Nur durch eine Kombination aus temporärer Ernährungsumstellung und Keimelimination, z.B. durch HBD's® DigestoVit®/HBD's® DigestoVit® ohne Bierhefe kann dauerhaft die Darmgesundheit beim Pferd wieder hergestellt werden.
Antibiotika
Auch der Einsatz von Antibiotika kann der Startschuss für eine Kotwasserproblematik sein. Mit dieser, manchmal Jahre zurückliegenden Therapie, werden leider auch gesunde Darmbakterien abgetötet, so dass auch in einer gesunden Darmflora befindliche Pilze plötzlich viel Raum für Wachstum und Vermehrung haben. Dies kann dann nachfolgend zu einer dauerhaften Dysbiose (Fehlbesiedelung des Darms) führen.
Koliken
Auch bestimmte Koliken können die Darmflora massiv in ihrer Zusammensetzung beeinträchtigen. Wenn Toxine im Darm gebildet werden, durch eine Fehlbesiedelung und/oder Minder-/Fehlverdauung des Futters oder aber durch zweifelhaftes Raufutter beständig von außen zugeführt werden, führt dies immer zur gleichen Symptomatik beim Pferd:
- Kotwasser, um den Darm zu spülen und Toxine möglichst schnell auszuscheiden (Verkürzung der Darmpassage)
- Nachfolgend oft zu schlechter Fellqualität, schlechtem/stumpfen Haarkleid durch die mangelnde Resorption von Nähr-/Mineralstoffen
- Manchmal abmagern, vor allem während des Fellwechsels
- Oft später zu Allergien der Haut und/oder der Lunge
- Schlechte Muskulatur
- Schlechter Allgemeinzustand
- Depression
- Dauerhaft oder immer wiederkehrend schlechte Leberwerte/Muskelwerte
- Kolikneigung
- Probleme mit Wurmkuren (Verträglichkeit)
Vielfach werden dann verschiedenste Produkte auf Flohsamenbasis oder Ligninbasis eingesetzt, um das Symptom Kotwasser einzudämmen, um den Darminhalt einzudicken. Das ist nach heutiger Sicht ein fehlerhafter Ansatz.
Das Pferd produziert Darmwasser, um Toxine schnell auszuscheiden, damit diese die Darmschleimhäute nicht schädigen. Den Darminhalt einzudicken nimmt dem Organismus diese Möglichkeit, die Giftstoffe verschwinden aber nicht mit dem Symptom Kotwasser. Diese werden im Darm konzentriert und reizen die Darmschleimhäute massiv. Es kann zu großflächigen Entzündungen kommen. Dadurch werden die Darmschleimhäute insgesamt viel durchlässiger für Gifte jeder Art aus dem Darm.
Der Organismus wird in der Folge mit Toxinen überschwemmt. Der Stoffwechsel wird mehr oder weniger ausschließlich damit beschäftigt sein, die Konsequenzen dieser Toxinüberflutung täglich irgendwie zu bewältigen. Solcherart erkrankte Pferde sind mehr oder weniger schwer krank und sicher nicht leistungsfähig.
Die Ursache der Erkrankung muss erkannt und beseitigt werden, nicht das Symptom Kotwasser.
Qualität der Einstreu/des Raufutters
Überprüfen Sie ständig die Qualität der Einstreu/des Raufutters, sowie die Menge und Zusammensetzung Ihres Kraftfutters. Manchmal hegt die Ursache für das Problem Kotwasser auch weit in der Vergangenheit (Kolik(en), Antibiotikatherapie, Kontakt mit schlechtem Raufutter). Oft beginnt die Erkrankung schleichend. Kotuntersuchungen beim Tierarzt bringen in aller Regel kein aussagekräftiges Ergebnis, weil nur auf einige wenige Durchfallkeime getestet wird. Die Keime, mit denen ein Pferd bei Kotwasser in der Regel zu kämpfen hat, werden hierbei regelmäßig nicht getestet.
Wenn Ihr Pferd die erwähnten Symptome zeigt, und eine tierärztliche Behandlung keine nennenswerte Verbesserung gebracht haben sollte, wenden Sie sich bitte gerne direkt an uns. Wir helfen Ihnen gerne weiter.
Quelle: Firma HBD-Agrar, Dipl.-Ing. (FH) Frau Anja Beifuss
veröffentlicht auf futter-simon.de: 13.03.2017